In den letzten Tagen sind auf der Sonne einige starke Ausbrüche gewesen. Diese stammen aus der Fleckengruppe AR3842 die aktuell direkt Richtung Erde gerichtet ist. Zuerst gab es am 2. Oktober 2024 einen X7.1 und anschliessend am 3. Oktober 2024 einen X9.1. Dieser hatte auch einen Full Halo CME mit dabei (Koronaler Massenauswurf von geladenen Teilchen in Richtung Erde). Dieser Flare ist der stärkste des Sonnenzyklus 25.


Es sind mehrere Ausbrüche Richtung Erde unterwegs. Wie sich die auswirken ist schwierig vorherzusagen, da sie sich gegenseitig „aufschaukel“ aber auch auslöschen können, da sie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Ähnlich wie bei Wellen im Meer oder auf einem See.
Die Ankunft vom ersten X-Class wird in den späten Stunden des 4. Oktobers erwartet. Diese schwache Haloevent wird wohl das Magnetfeld stören aber wohl noch nicht allzu starke Polarlichter produzieren. Interessanter wird es dann im Verlauf des 5. Oktobers. Da erreichen weitere Wellen die Erde und am Abend oder in der Nacht wird dann der Full Halo CME eintreffen. Dieser dürfte dann das Magnetfeld deutlich stören und es könnten dabei Polarlichter bis in Mittlere Breiten entstehen. Im Verlauf des Tages sollen sich bei uns auch die Wetterbedingungen verbessern und gegen Abend wird es an vielen Orten sogar klar.
Bereits angekommen ist die Röntgenstrahlung und die hat gestern bereits im Atlantik einen Ausfall im Radiobereich erzeugt. Ob und welche Auswirkungen durch die Ankunft der Schockwelle entstehen, sind noch nicht klar. Beim letzten grossen Sturm im Mai 2024 gab es Ausfälle bei Starlinksatelliten und auch weitere Satelliten wurden aus der Bahn gedrückt. Auf der Erde gab es im Mai Probleme bei der GPS Kommunikation von Agrargeräten die GPS unterstützt arbeiteten. Bei ganz starken Ausbrüchen kann es sein, dass es auf der Erde auch zu Stromausfällen kommen kann wie es 1859 beim Carrington Event mit den Telegrafenleitungen im Mittleren Westen der USA passierte oder beim Stromausfall in Québec, Kanada am 13. März 1989.
https://www.astronomy.com/science/a-large-solar-storm-could-knock-out-the-internet-and-power-grid-an-electrical-engineer-explains-how/
https://spaceweatherarchive.com/2021/03/12/the-great-quebec-blackout/#:~:text=In%20the%20days%20around%20the%20Quebec%20blackout%20it%20produced%20more
Beobachtunsempfehlungen:
Schauen sie immer wieder mal am Abend in Richtung Norden (Nordwesten bis Nordosten). Polarlichter können innert Minuten durch einen Substorm entstehen aber auch wieder verschwinden. Um zu kontrollieren ob es schon Polarlichter am Himmel hat reicht ein Handy oder eine Spiegelreflexkamera. Nehmen sie damit für ein paar Sekunden den Himmel auf. Wenn dann schon Farben im grünen oder roten Bereich sichtbar sind, dann hat es schon Polarlichter. Schauen sie dass sie einen erhöhten Ort aufsuchen mit möglichst wenig Fremdlicht und freiem Blick nach Norden. Wenn es stärkere Polarlichter gibt, dann haben sie diverse Farben. im unteren Bereich wird ein grüner Bogen entstehen. Darüber je nach Aktivität Beamer welche in diversen Rottönen oder Rosatönen leuchten können. Diese Beamer bewegen sich innert Sekunden am Himmel und wechseln auch die Form und Stärke.
Fotografieren (fotografisches Polarlicht):
Stativ, Spiegelreflexkamera und Weitwinkelobjektiv reichen aus. Belichtungszeiten zwischen 1 Sekunde und ca. 10 Sekunden wählen und auch die ISO leicht erhöhen. Blende ziemlich öffnen. Auslösen über Fernauslöser. Nachfolgend ein Beispiel vom 11. Mai 2024 als das letzte grosse Polarlicht hier in der Schweiz war.

Nützlich zeigte sich bei den letzten Polarlichtevents die Webcams die 24 Stunden in Betrieb sind. Zum Beispiel auf der Rigi oder auf dem Säntis als Roundshotkameras. Die können auch genutzt werden um zu sehen ob es zu dem Zeitpunkt Polarlichter gibt.
Rigi Roundshot Sendestandort Rigi – Swisscom Broadcast AG (roundshot.com)
Säntis Roundshot: Dein Berg. Deine Momente. (roundshot.com)
Rigi Scheidegg: https://feed.yellow.camera/rigi-scheidegg
Visuelles Polarlicht:
Wenn die Polarlichter deutlich intensiver sind, können sie von blossem Auge beobachtet werden. Dann erscheinen für unser Auge das deutlich schwächer als eine Kamera ist auch Objekte am Himmel. Das kann von Wolken sein die sich bewegen, ebenso Bögen die am Nordhorizont erscheine wie auch Beamer. Die Farben sind für unser Auge erst bei einer gewissen Stärke zu sehen. Unser Auge sieht in der Nacht vor allem Schwarz/Weiss und nicht die Farben.
Wenn solche Polarlichter erscheinen dann kann sich das ganze Geschehen innert wenigen Sekunden verstärken und auch wieder abschwächen. Gönnen Sie sich und Ihren Augen genügend Zeit um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. (Augenadaption bei normalen Menschen bei 30-40 Minuten)
Eine Erklärung auf Englisch über die vergangenen Ereignisse ist in diesem Video hier zu finden: Biggest X-Flare of the Cycle & an Earth-Directed Storm Train | Solar Storm Forecast 04 October 2024 – YouTube
Auch in den nächsten Tagen wird die Sonne wohl sehr aktiv bleiben. Aktuell dreht sich eine neue Fleckengruppe am östlichen Rand rein und die wird dann geoaktiv im Verlauf der nächsten Woche.
Links mit aktuellen Infos zu den Daten von der Sonne und des Magnetfeldes:
Polarlicht-Vorhersage für Deutschland
Real-time AE Index Daily Plot (kyoto-u.ac.jp)
Polarlicht – Beobachtung und Vorhersage in Echtzeit (mtwetter.de)
Polarlichtwahrscheinlichkeit in Echtzeit (theusner.eu)
Space Weather Live: Aurora Forecast (Englisch)
Markus Burch, AGL 5. Oktober 2024
Es war ein langes warten auf das Eintreffen der CME’s. Der erste X7.1 hat die Erde verfehlt und kam gar nicht rein. Der 2. CME vom X 9.1 ist erst heute morgen eingetroffen. Die Schockfront war aber deutlich schwächer als alle Modelle vorausgesagt haben. Es gibt im Polarlichtforum eine angeregte Diskussion was genau passiert ist und weshalb auch heute noch Vorhersagen zum Sonnenwetter sehr ungenau sein können.
(Sammelthread) Polarlicht-Vorwarnungen 2024 – Seite 13 – AKM e.V. Forum (meteoros.de)
Interessant über die letzten Tage war, dass das Magnetfeld erst nach mehreren Schockfronten wirklich reagierte. In der Nach zum Montag war kurz vor 0200 Uhr wie weiter unten beschrieben. Der KP-Index zu dieser Zeit war knapp über 4, aber das BZ war deutlich ins Minus gefallen (Magnetfeld nach Süden ausgerichtet). Das war dann wohl der Auslöser für den kurzen Sichtbarkeitsschub bei uns. Später waren dann in Amerika bei weiteren Wellen Polarlichter bis weit nach Süden zu sehen. Da war dann der KP-Index schon gestiegen. Das BZ blieb da ständig im Minus.

Am Abend des 7. Oktobers beim Eindunkeln gab es einen weiteren Schub, da war es aber bei uns noch nicht dunkel genug. Um ca. 22.00 Uhr gab es dann eine weitere Phase in der Polarlichter bei uns sichtbar waren (Webcam Säntis, AGL Allskycam) In der Zeit war der KP auf mehr als 6 gestiegen. Danach gab es in der ganzen Nacht in Deutschland noch Polarlichter zu sehen. Die grosse Show bekamen aber dann wieder die Amerikaner, die PL bis nach Arizona herunter bekamen. Das war die Zeit als der KP Index auf über 7 gestiegen war.


Aus Deutschland gibt es jeweils noch diese Vorhersagen. Diese sind in Realtime und zeigen jeweils die Wahrscheinlichkeit von fotografischen oder visuellem Polarlicht als Vorhersage.

Polarlichtwahrscheinlichkeit in Echtzeit (theusner.eu)
Freuen wir uns aber jetzt auf unseren lieben Kometen Tsuchinshan-ATLAS (C/2023 A3) der ab Mitte Woche langsam am Abendhimmel sichtbar wird.
Markus Burch, AGL , update 7. Oktober 2024
In den frühen Morgenstunden am Montag, 7. Oktober 2024 um 01:53 Uhr MESZ waren in der Scheiz nun doch noch einige Polarlichter zu sehen. Unten ein Bild von der Webcam auf Rigi Scheidegg.

Merci an Christoph Portmann (AGL) für den Hinweis!
Dasselbe Polarlicht am wurde auch von der AllSky Kamera der Sternwarte Luzern aufgezeichnet.
Merci an Heiri Hefti (AGL) für diese Recherche!
Roland Stalder, update 7. und 8. Oktober 2024