Der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) erreicht Ende September seinen nächsten Punkt zur Sonne. (Perihel) Er umrundet dann die Sonne in einem Abstand von 0.4 Astronomischen Einheiten und fliegt dann näher zur Erde. Das heisst dass er zu dieser Zeit ungefähr den Abstand wie der Merkur zur Sonne hat.
Der Komet wurde im Jahr 2023 unabhängig vom Zijinshan Astronomical Observatory und vom Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS) entdeckt.
Ein paar Tage um den 27. September herum kann bei extrem guten Bedingungen der Komet ca. 45 Minuten vor Sonnenaufgang im Ostsüdost gesucht werden. Aktuell (28. September) hat er eine Helligkeit von 2.9 mag. Mit einem Fernglas müsste er zu finden sein.
Es gibt bereits schöne, aktuelle Bilder auf Spaceweather.com.
In den Tagen danach wird er von uns her zu nahe an der Sonne sein und unsichtbar bleiben. Für uns interessant wird dann seine Annäherung an die Erde, die er am 12. Oktober passiert. (Ca. 70 Mio. Kilometer Entfernung) Das ist auch die Zeit in der der Komet für uns am hellsten am Abendhimmel stehen wird. Ca. 45 Minuten nach Sonnenuntergang dürfte der Komet C/2023 A3 dann am hellsten werden. Die aktuellen Schätzungen gehen von einer Helligkeit von knapp negativen Magnituden an. Die Entwicklung wird aber erst nach dem Durchgang bei der Sonne zu sehen sein. Der Komet wandert vom Sternbild Jungfrau in den Schlangenträger. Einige Prognosen halten es für möglich, dass er dann sogar bei Tag neben der Sonne sichtbar sein wird.
Beobachtungstip:
Versuchen sie einen dunklen leicht erhöhten Ort zu erreichen der einen freien Blick Richtung Westen gewährt. Falls die Helligkeitsvorhersagen stimmen wird er von blossem Auge mit einem schönen Schweif am Westhorizont zu finden sein. Einige erinnern sich noch an den Kometen Hale-Bopp Ende der 90er Jahre. Unser Komet könnte ähnlich am Himmel zu sehen sein. Um den Schweif und den Kern besser zu sehen kann auch ein Fernglas benutzt werden.
Fotografieren:
Nutzen Sie ein Stativ und eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv um den Kometen über dem Westhorizont zu finden. So können Sie gut bis 10 Sekunden belichten ohne dass die Bewegung der Sterne sichtbar wird.
Falls sie mit einem Teleobjektiv den Kometen aufnehmen wollen brauchen sie aber eine Nachführung um die Erddrehung auszugleichen.
Wir werden sie hier in den nächsten Tagen über die weitere Entwicklung informieren.
Im November wird dann der Komet deutlich schwächer und vom Abendhimmel verschwinden.
Markus Burch, 28. September 2024
Nachfolgend acht Aufsuchkarten für den Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) für die Tage vom 11. Oktober 2024 bis zum 18. Oktober 2024 über unserem Westhorizont. Der dargestellte Zeitpunkt ist jeweils um 19:30 Uhr MESZ, ca. 45 Minuten nach dem mathematischen Sonnenuntergang in der noch hellen Phase der Abenddämmerung. Die sehr helle Venus (- 4.0 mag) tief am Südwest-Horizont kann als Referenz und Aufsuchhilfe benutzt werden. In den ersten Tagen ist insbesondere auch ein sehr flacher Westhorizont hilfreich zum Auffinden des Kometen.
Der Komet ist nur schematisch dargestellt, mit der ungefähren Richtung des erwarteten Schweifs. Die Helligkeit und sichtbare Länge des Schweifs können je nach Entwicklung des Kometen und den lokalen Sichtbedingungen stark variieren. Die schwächsten, noch dargestellten Sterne haben eine Helligkeit von 4.5 Magnituden.
Oben links in den Aufsuchkarten ist übrigens jeweils das Sternbild Corona Borealis (CrB) zu sehen, wo bald eine ca. 2 mag helle, etwa alle 80 Jahre wiederkehrende Nova erwartet wird. Dazu haben wir einen separaten Bericht online geschaltet.
Die zwei bei den Bildern jeweils angegebenen Untergangszeiten gelten für den effektiven Horizont der Sternwarte Luzern, resp. für den mathematischen Horizont in Luzern.
Die Deklination des Kometen verändert sich vom 11. bis zum 18. Oktober von – 1.7 Grad auf + 1.9 Grad.
Die Deklination der Sonne verändert sich vom 11. bis zum 18. Oktober von – 7.4 Grad auf – 10.0 Grad.
Bemerkung:
Auf die Bilder klicken, um jeweils eine grosse Version zu öffnen. (Visualisierungen mit App SkySafari, R. Stalder)
Roland Stalder, update 2. Oktober 2024
Der Komet ist jetzt noch näher an der Sonne. Aktuell ist er noch ca. 6 Grad von der Sonne entfernt. Also bitte nicht versuchen den Kometen mit optischen Hilfsmitteln zu suchen. Ab der 2. Wochenhälfte dürfte mit einem tiefen Westhorizont der Komet dann am Abendhimmel zu finden sein. Die Helligkeitsentwicklung ist auch so wie sie vorhergesagt war. Es kann sein, dass der Komet am Abendhimmel dann ähnlich hell sein wird wie die Venus, die aktuell dann direkt daneben steht und als Hilfe zum Aufsuchen dienen kann.
Markus Burch, update 6. Oktober 2024
Ab 7. Oktober 14 Uhr UT bis zum 10. Oktober 21 Uhr UT lief der Kern des Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) durch das 15 Grad grosse LASCO C3 Bildfeld des Sonnen-Satelliten SOHO .
Dort konnte mitverfolgt werden, wie er zwischen uns und der aktiven Sonne vorbeizog und sich sein Schweif langsam im Sonnenwind drehte und hell aufleuchtete.
Der Komet befand sich bei dieser unteren Konjunktion in halber Distanz zwischen uns und der Sonne, welche 150 Millionen Kilometer entfernt ist.
Seither zieht der helle Staubscheif noch aus dem Bildfeld des Satelliten. Mit seinen dünnsten Ausläufern steht dabei der sogenannte „Anti-Tail“ am 14. Oktober noch vor der Sonnenscheibe, was eventuell in Sonnenspektren nachweisbar ist. Währenddessen wandern die sichtbaren Sterne im Hintergrund langsam von links nach rechts – entsprechend der Jahresdrehung.
Links von der abgedeckten Sonnenscheibe (welche als kleiner, weisser Ring markiert ist) bewegt sich der innerste Planet Merkur langsam nach links. Er stand am 1. Oktober in seiner oberen Konjunktion in 210 Millionen Kilometer Entfernung und ist als überbelichteter Punkt sichtbar.
Roland Stalder, update 10. Oktober 2024
Heute Abend (Freitag, 11. Oktober 2024) ergibt sich eine zumindest theoretische Gelegenheit, den Kometen in der frühen Abenddämmerung in der Schweiz ein erstes mal zu sehen. Das Wetter scheint mitzuspielen. Es wäre spannend zu sehen, wie der Schweif aktuell aussieht. Aufgrund der aktuellsten SOHO Bilder dürfte er wohl noch stark zur Sonne hin gekrümmt sein (im Gegensatz zur Darstellung in der Aufsuchkarte weiter oben).
Beobachtungsbericht 11. Oktober (Zürich):
Der erste Auftritt von C/2023 A3 heute am Schweizer Abendhimmel war ernüchternd. Kurz vor Untergang war er zwar in einem Feldstecher als unscharfes Pünktchen auffindbar, aber von blossem Auge blieb er unsichtbar. Ein Schweifansatz war auch im Feldstecher nicht zu erkennen.
Roland Stalder, update 11. Oktober 2024
Unterdessen hat sich der Winkelabstand des Kometen zur Sonne vergrössert. Er ist in der Abenddämmerung weiter hochgestiegen und von blossem Auge sichtbar, mit einem schönen Schweif nach oben.
In der Schweiz war das Wetter seit dem 11. Oktober leider ungünstig.
Aktuelle Bilder von erfolgreichen Sichtungen weltweit sind z.B. in der Fotogalerie auf der Spaceweather Webseite zu finden.
Roland Stalder, update 13. Oktober 2024
Beobachtungsbericht 13. Oktober, Markus Burch (Flüsskapelle Nottwil):
Erstaunlich früh an diesem Sonntag hatte es von Westen her aufgeklart. So entschloss ich mich kurzfristig nach Nottwil zu fahren. Ich sah unterwegs Richtung Nordwesten noch Wolkenfelder. Allerdings war Eich von der Sonne noch knapp angestrahlt was zeigte dass wohl die Sonne noch frei scheint.
Oben bei der Flüsskapelle angekommen sah es so aus:
Von links her nahm aber die Bewölkung ab und die Wolken begannen sich auch aufzulösen. Allerdings war das tiefe „Cirrenzeugs“ schon recht dicht. Kurz später konnte aber dann die Venus gefunden werden. Der Komet stand zu diesem Zeitpunkt noch in den Wolken drin.
Einige Zeit später kamen dann noch weitere Besucher um den Kometen zu suchen. Bei einem war dann auf dem Weitwinkel der Komet direkt am Rand der Wolke sichtbar. Also sofort auf diese Wolke gehalten mit dem Objektiv und da war er.
Auch im Fernglas war der Komet jetzt schön zu sehen. Der Schweif war auch schön zu sehen. Von blossem Auge war der Komet auch zu sehen, allerdings war es viel schwieriger. Im Weitwinkel zuerst war er zu sehen und so konnte ich mit der 2. Kamera dann das mittlere 85 mm nehmen.
Danach tauchte der Komet für ein paar Minuten in hinter den Wolken weg. Kam aber dann wieder durch eine Lücke hervor. Interessant war, dass auf den Fotos der Schweif extrem lang war. Auch visuell sehr lang zu sehen. Dann war der Kern des Kometen nicht mehr zu sehen sein, sondern nur noch ein Teil des Schweif.
Je weiter runter desto schwieriger war es den Kometen zu beobachten. Allerdings war dann der Schweif immer noch zu sehen.
Für das Erste erfolgreiche Treffen mit dem Kometen war ich zufrieden. Ich hoffe jetzt, dass am Dienstag das Wetter mitspielt und es dann noch besser geht ihn zu beobachten. Auch die Mitstreiter die hier vor Ort waren waren zufrieden ihn zu sehen.
Weitere Bilder und Videos sind auf SRF Meteo zu finden:
https://www.srf.ch/meteo/meteo-stories/srfmeteobild-komet-am-schweizer-nachthimmel
Markus Burch, update 14. Oktober 2024
Heute Abend am 14. Oktober war der Komet bereits so klar sichtbar, dass er sogar aus der Stadt Zürich inklusive etwa 3 Grad langem Schweif ohne optische Hilfsmittel zu finden war. Der fast volle Mond störte dann in der Stadt auch nicht mehr weiter.
In Hildisrieden war Jörg Lang gleichzeitig ebenfalls erfolgreich.
Im Kanton Aargau hat ihn Bernd Nies (nies.ch) 10 Minuten später deutlich eindruckvoller erwischt, trotz ebenfalls vorbeiziehender Wolken. Hier ist auch der Gegenschweif (Anti-Tail) nach unten, Richtung Sonne zu sehen. Siehe dazu auch das SOHO Video weiter oben in diesem Bericht.
Beat Bühlmann und Markus Burch waren zur gleichen Zeit in Nottwil an der Flüsskapelle wie schon am Tag zuvor. Es gab wieder ein paar Cirren im Westen. Die tieferen Wolken davor lösten sich auf. So konnten wir im Fernglas wie auch kurz von Auge den Kometen beobachten. Was auch schon im Fernglas zu sehen war ist der Schweif sehr lang und gut zu sehen. Der Mond störte doch zum Teil. Bevor der Komet tiefer wandern konnte zog es innert 2-3 Minuten ganz zu. Aber schön war es den Kometen den 2. Tag nacheinander zu beobachten und die Entwicklung mitzuverfolgen.
Roland Stalder und Markus Burch, update 14. Oktober 2024