Am Dienstag, 27. August 2024 abends um 21:30 Uhr MESZ konnte während der öffentlichen Führung auf der Sternwarte Luzern das spektakuläre Verglühen von Weltraumschrott beobachtet werden. Während gut einer Minute zog ein Schweif von verglühenden und auseinanderbrechenden Teilen über die Schweiz und war weitherum hell sichtbar. Nachfolgend ein paar Videos und Bilddokumente dieser seltenen Sichtung, welche auf Hubelmatt von allen Anwesenden begeistert mitverfolgt wurde.
Die automatische, permanente AllSky Meteor-Überwachungskamera auf der Sternwarte Hubelmatt Luzern (HUB) hat das Ereignis ebenfalls in zwei aufeinanderfolgenden Bildern festgehalten. Beide Bilder sind jeweils 44 Sekunden lang belichtet, mit einer kurzen Pause von ca. 8 Sekunden dazwischen. Man sieht deutlich die Trümmerspur, welche von WestNordWesten (rechts im Bild) hoch über den Himmel Richtung OstSüdOsten (links im Bild) zog. (Klick auf die Bilder öffnet das Vollformatbild) Die Zeitangaben sind in UT (Universal Time) = MESZ (Mitteleuropäsiche Sommerzeit) minus zwei Stunden.
Auch die Überwachungskamera der Sternwarte Schafmatt hat das Ereignis in drei Bildern festgehalten.
Es handelt sich bei solchen Wiedereintritten in der Regel um einen ausgedienten Satelliten oder eine leere Raketen-Oberstufe, welche aus einer niedrigen Erdumlaufbahen mit einer Geschwindigkeit von knapp 8 Kilometern pro Sekunde in über 100 km Höhe in die oberste Erdatmosphäre eintritt und dabei durch die Reibungswärme verglüht.
Dank des klaren Wetters dürfte es wohl in der ganzen Schweiz und im benachbarten Ausland beobachtet worden sein.
Weitere Augenzeugenvideos sind per e-mail willkommen. So wurde das Ereignis auch von Oberbuchsiten aus (im Kt. Solothurn) beobachtet und per Video dokumentiert.
Nachfolgend Links zu Beiträgen auf Newsplattformen:
Watson
TagesAnzeiger
SRF
20 Minuten
Spektrum der Wissenschaften
Blick
Offenbar hat es sich bei diesem Weltraumschrott um den Satelliten Starlink-2382 der Firma SpaceX gehandelt, dessen Wiedereintritt bereits vorhergesagt worden war. Er wurde am 11. März 2021 gestartet und ist nun nach knapp 3½ Jahren zu besagter Zeit über Mitteleuropa abgestürzt und verglüht. Aktuell sind Tausende solcher Starlink Satelliten in tiefen Erdumlaufbahnen und sie haben daher eine relativ kurze Lebensdauer.
Gefahr droht von solchen Abstürzen resp. Wiedereintritten in der Regel keine, weil der gesamte Satellit in grosser Höhe verglüht und „sich in Luft auflöst“. Nur wenn z.B. eine grosse Raumstation abstürzen würde, dann wären Trümmerteile auf der Erdoberfläche zu erwarten. Solche grossen Strukturen werden aber möglichst gezielt und kontrolliert im Pazifik zum Absturz gebracht.
Im Unterschied zu einer Sternschnuppe, welche innert Sekunden vorbeisaust und erlöscht, dauern solche Wiedereintritte von Weltraumschrott meistens deutlich länger im Bereich von 1-2 Minuten. Ein Komet würde übrigens tagelang quasi stationär am Sternenhimmel stehen bleiben, sieht also „trotz ähnlichem Schweif“ ganz anders aus. Ein Wiedereintritt von Weltraumschrott hat natürlich im Gegensatz zu einem Kometen einen sehr irdischen Hintergrund, der nichts mit den Sternen zu tun hat – auch wenn dieses mal der verglühte Satellit „Starlink“ hiess.
Nebst blinkenden Flugzeugen sehen wir seit einigen Jahrzehnten auch immer mehr Satelliten als teilweise helle Punkte über den Sternenhimmel ziehen – die Zeiten ändern sich.
Roland Stalder, 28. August 2024, ergänzt am 29. August 2024